Fachvortrag von Dr. Michael Schubert vom Landesamt für Landwirtschaft – Institut für Fischerei – zum Thema Raubfisch:
Zum Dozenten: Dr. Michael Schubert ist beim Institut für die Koordination des Arbeitsbereichs Fluss- und Seenfischerei verantwortlich, die dazugehörige Arbeitsgruppe – Bewirtschaftung freilebender Bestände – unterliegt seiner direkten Leitung.
Auszüge aus dem Fachvortrag
Dr. Michael Schubert stellt speziell das Thema Hecht- und Zanderbewirtschaftung in Baggerseen vor. Beide Fischarten kommen auch in unseren Vereinsgewässern vor und stoßen auf großes Interesse.
Für den Bestand und die Bedeutung von Raubfischen ist zunächst das Nahrungsangebot die entscheidende Grundlage. Dazu gibt es vereinfacht einen Richtwert im Verhältnis von 1:10 zu beachten.
1kg Raubfische benötigen 10 kg Futterfische; 10 kg Futterfische benötigen wiederum 100 kg Plankton als Nahrungsgrundlage. Der Fischbestand selbst nimmt pro Jahr zwischen 3o-50% zu, sofern die Voraussetzungen stimmen.
Rein bezogen auf die Messgröße Biomasse muss als Nahrungsmittel das 5-fache an Futterfisch für Hecht und Zander zur Verfügung stehen, um den Fischbestand zu erhalten bzw. damit das Wachstum gesichert ist.Weitere Faktoren wie Verlust etc. sind dabei aber nicht berücksichtigt.
Betrachtet man die Weißfischbestände in einem See, so kann man bei großen Weißfischen davon ausgehen, dass die Dichte im See gering ist und dass ein guter Raubfischbestand vorhanden ist, während viele kleine Weißfische entsprechend für einen geringen Raubfischbestand hindeuten.
Um den Raubfischbestand zu fördern sind folgende Faktoren von Bedeutung:
a) Gewässerqualität (keine Algenblüten)
b) Erhaltung gewässertypischer und artgerechter Fischbestände
c) fischereiliche Attraktivität
Wie sieht nun der Lebensraum von Hecht und Zander im Einzelnen aus?
Beide Fischarten bevorzugen ältere Baggerseen, der Zander mag trübes Wasser und braucht keine Unterstände. Der Hecht ist im Gegensatz dazu auf klares Wasser mit Unterständen angewiesen. Der Zander nutzt anhand von Auswertungen den ganzen See und bevorzugt Wurzeln und Kies als Laichsubstrat mit entsprechend nährstoffreichem Wasser. Der Hecht dagegen nutzt in der Regel nicht den ganzen See, bevorzugt den Uferbereich und Flachwasserzonen mit entsprechendem Pflanzbestand als Laichsubstrat. Um beide Arten zu erhalten, sind sogenannte strukturierte Baggerseen eine Grundvoraussetzung. Trotzdem setzt sich meist nur eine Art durch.
Als entscheidende Faktoren für die Fortpflanzung können für beide Fischarten somit festgehalten werden:
- Hecht: Das Brutaufkommen hängt vom Laichsubstrat ab, überschwemmte Wiesen sowie überspülte, sonnige und weiche Ufergewächse sowie umgeknickte Rohrpflanzen sind eine ideale Grundlage dafür
- Zander: Das Brutaufkommen kann mithilfe von Laichhilfen wie Totholznestern, Bürstensysteme oder Kokosabtretern und –matten verbessert und umgesetzt werden
Da der Hecht nur einen relativ geringen Teil der Wasserfläche nutzt (Quelle: LfL Auswertungen großer bayerischer Seen) ist die Hechtdichte von ausreichend Unterständen im Uferbereich abhängig, um die kleineren Hechte vor Kannibalismus zu schützen.
Grundempfehlungen zur Zander- und Hechtbewirtschaftung:
- Berücksichtigung von Gewässertyp und Ertragsfähigkeit
- Abklärung von Lebensraumdefiziten
- Laichmöglichkeiten und Unterstände schaffen
- Besatz nur dann, wenn natürliche Vermehrung nicht funktioniert
- Besatzempfehlungen berücksichtigen (LfV Besatzbroschüren, Fischereifachberater der Bezirke)
Auswahl von Fragen der Mitglieder zu anderen Raubfischbeständen und deren Abhängigkeiten:
„Wie wirkt sich der in unseren Gewässern vorhandene Barschbestand auf die Raubfischarten Hecht und Zander aus?“.
Da der Barsch ein gefräßiger „Allesräuber und Fresser“ ist, muss dieser entsprechend befischt werden, z.B. durch Hegefischen oder notfalls auch elektrisch. Wichtig wäre anhand der Konditionen zu messen, ob die Korpulenzfaktoren auf einen verbutteten Bestand hindeuten.
„Auswirkungen von Aal und Wels auf die anderen Raubfischbestände?“
Da der Aal nicht abwandern kann, empfiehlt Dr. Schubert grundsätzlich keinen Besatz. Da der Welsbestand seit Jahren zunimmt, ist die entsprechende Befischung und Entnahme eine Grundvoraussetzung für den Erhalt der anderen Fischarten im Rahmen des Nahrungsangebots.